Manchmal waren es schon komische Träume, die man so hatte. Aber für Yuri galt das insbesonders. Für manche war es ja schon verrückt, wenn sie träumten, von einem rießigen Marshmallow gefressen zu werden oder eine sprechende Toilette zu sein, aber der Katzenmensch übertraf wohl alles mit seiner blühende Fantasie. Meist ging es um Essen. Nein, eigentlich ging es immer um essen. In einer quitschig bunten Zuckerwelt, in denen meterhohe Hamburger durch die Straßen aus Schokolade liefen, hatte Yuri sich auch an diesem Morgen verloren. Er hatte nicht lange geschlafen, vielleicht ein paar Minuten. Nicht, dass er nicht hatte länger schlafen wollen, er konnte es ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nicht mehr. Plötzlich hatte ihn irgendetwas aus seiner wohligen Döszustand gerissen. Ein dumpfer Knall, nicht weit entfernt von seinem Bett. Nicht sehr Laut für ein normales Wesen, doch Yuris empfindliche Ohren zuckten arghaft zusammen, ähnlich wie der Rest seinem Körpers, und dann begann auch schon sein misstimmtes Murren und Knurren.
Ich habe nichts angefasst, versprochen!, rief er zuerst, noch verschlafen und mit geschlossen Augen, jedoch aufgesetzt auf den Lacken. Dann, ganz zaghaft, ließ er eines der Lider nach oben fahren und mattes gold blitzte hevor, während eine bekrallte Hand hochfuhr, um die andere Seite des tauben Gesicht zu reiben - unter dem pinken Haarvorhang. Währenddessen fuhr ein halb-interessierte Blick zur Seite. Nicht ganz schon enthusiastisch im ersten Moment, doch schon bald wandelte sich Missmut in etwas freudiges, herzliches und zufriedenes. Ein breites, zähnebleckendes Grinsen. Hey, Kleiner!, rief Yuri dem Jungen zu, der noch versteinert an einem Möbelstück klammerte, als ob sein Leben davon abhinge. Bist du mein Zimmergenosse? Find ich echt-... Ein kurzes Gähnen und Strecken, dann sprang das Kätzchen mit einer lockeren Seitenrolle aus dem Bett. ...cool! Ich habe mich schon gefragt - du weißt schon, wegen dem zweiten Bett hier - ob ich überhaupt jemanden bekomme. Ich bin nicht gern alleine und so, deshalb bin ich froh, dass du hier bist. Ich bin übrigens Yuri, Kleiner, und du? Labberrabarberlabber. Der Pinkschopf konnte sich garnicht mehr zurückhalten. Ohne auf die, doch recht geschockte, Verfassung seines Nachbarn zu achten, hatte er sich diesem mit seinem Grinsekatzengrinsen genähert; die Ohren neugierig aufgestellt und der Schweif vor Aufregung ständig in Bewegung. Jetzt stand Yuri nur noch drei, vier Schritte von dem Jungen entfernt; musste sich wegen dem Größenunterschied jedoch nach unten beugen, damit sie auf Augenhöhe waren. Erst jetzt bemerkte er, so ziemlich spät, dass der "Kleine" wohl etwas haben musste, denn er schien nicht gerade allzu glücklich zu sein... er wirkte sogar ein wenig krank. Und da schnappte der Schalter in Yuris pinkem Schädel von überdreht auf besorgt.
Hey, hey, alles in Ordnung, Kleiner?, fragte er hastig, wobei er sich noch näher zu dem Jungen hinbeugte. Seine Miene war ein wenig verwirrt, als ob er das Ganze nicht so richtig verstehen würde. Nun, das tat er ja auch nicht. Schon seit dem Knall nicht, der ihn geweckt hatte. So kratzte er sich nun, ungeniert wie er das halbnackt stand, an seinem rechten Ohr.